FEUERWERK

Wenn Japaner im Sommer etwas ganz besonders lieben, dann ist es wohl Feuerwerk (Hanabi). Sobald es in Japan endlich Sommer wird, findet irgendwo im Land immer ein Feuerwerk (Hanabi Taikai) statt, wobei sich die einzelne Veranstalter stets bemühen, einander gegenseitig zu übertreffen.

Besonder ab Ende Juli bis in den August hinein finden überall im Land, in machen Städten auch mehrfach Feuerwerke statt.
Bitte nicht glauben, dass ein Feuerwerk in Japan mit einem Feuerwerk hierzulande auf irgendeine Art und Weise vergleichbar sei. Feuerwerke mit 3 bis 5000 Raketen sind eher Mittelklasse. Größere Städte wie Osaka oder Hiroshima warten bei ihren Feuerwerken mit 10.000 und mehr Abschüssen auf. Das Feuerwerk von Nagaoka, einer Stadt in Niigata, ist im ganzen Land als das größte Feuerwerk mit über 20.000 Raketen bekannt und zieht Jahr für Jahr viele Besucher an.

Dabei kann man bei den Feuerwerken ein Phänomen beobachten: Während die jüngeren Japaner insgesamt sehr stark westlich (im Besonderen an Amerika) orientiert erscheinen, nutzen viele - im besonderen aber die jungen Mädchen - die Gelegenheit, sich in farbenprächtigen Kimonos zu zeigen. Nun handelt es sich hierbei normalerweise nur um einfache Yukata - also nicht den traditionellen und sehr teuren Kimono aus früheren Tagen - aber immerhin. Auch viele junge Männer tragen zu diesem Anlass den Yukata, wobei die Kimonos der Herren bei weitem nicht so schön anzusehen sind wie die der jungen Mädchen, die zusammen mit ihrer meist wunderschönen Frisur und dem vom Kimono aufgezwungenen kleinen Schritten gleich noch einmal so schön aussehen.

Die Feuerwerke finden meist an viel besuchten, der Öffentlichkeit leicht zugänglichen Orten statt, wobei manche Gäste schon am Morgen eintreffen, um sich die besten Sichtplätze zu sichern. So bringen sie dann den ganzen Tag dort zu, nur um Abend das Feuerwerk voll genießen zu können. Auch die japanischen Hobby- und Profi-Fotografen wetteifern darin, das beste Foto vom Feuerwerk zu schießen. Ja es gibt sogar richtige „Feuerwerk-Touristen“, die tatsächlich alljährlich von Feuerwerk zu Feuerwerk reisen.

Besonders beliebt sind Feuerwerke an Flüssen, Seen oder japanische Gärten - wie z.B. Korakuen in Okayama, welches für gewöhnlich hinter dem Schloss stattfindet, welches man von Korakuen aus gut sehen kann.

Bemerkenswert ist die Organisation vor Feuerwerken. Viele Leute reisen für gewöhnlich mit der Bahn an, doch die öffentlichen Verkehrsmittel schaffen es immer wieder diesen gewaltigen Besucheransturm zu meistern. Zu den bekanntesten Feuerwerken Japans pilgern alljährlich hunderttausende Japaner - eine für europäische Verhältnisse unvorstellbar große Zahl von Menschen, die von diesem Ereignis angezogen werden. Doch dank vieler Helfer bleibt alles im Rahmen. Für gewöhnlich werden die besten Plätze in den eintrittspflichtigen Parks von denjenigen besetzt, die gewillt sind den Eintritt zu entrichten, bevor der Park dann später unentgeltlich für die übrige Öffentlichkeit geöffnet wird.

Wenn dann endlich alle in den Park hineinstürmen dürfen, geht es darum, sich möglichst schnell einen guten Platz zu ergattern. Fast jeder bringt hierbei Decken mit. Zusammen mit der Familie oder Freunden setzt man sich dann nieder um einen schönen gemeinsamen Abend zu verbringen, gemeinsam zu essen und zu trinken und sich die Zeit bis zum Beginn des Feuerwerks oder auch danach zu vertreiben.

Meist beginnen die Feuerwerke in Japan punkt 19.00 Uhr - allerspätestens aber 20.00 Uhr. Da es in Japan relativ zeitig dunkel wird, ist dies kein Problem. Um die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf den Beginn des Feuerwerks zu lenken, werden einige Rakete gestartet und in der darauf folgenden kurzen Pause wird es in der Runde ruhig. Alle Blicke richten sich gespannt in eine Richtung erwarten den eigentlichen Beginn des Spektakels.

Die Ideen und Kreationen der Feuerwerker sind eine Kunst für sich. Jedes Jahr werden die Effekte gewechselt. Kleine bunte Feuerwerke wechseln sich mit riesigen bis zu 2 Kilometern mehrstufig aufsteigenden Bomben ab, die dann den ganzen Himmel in goldenes, grünes, rotes oder blaues Licht tauchen oder einen wunderschönen Goldregen vom Himmel laufen lassen. Dies zu beschreiben ist nahezu unmöglich, man muss es sehen.

Interessant sind auch die Figuren die die Feuerwerke an den Himmel zaubern: Sterne, Katzen, Comic-Charaktere und vieles mehr. Es ist unglaublich. Nach ungefähr 20 bis 30 Minuten ununterbrochenen Raketenstarts scheint der Ausländer nachdem bereits ein oder zwei Höhepunkte zu sehen waren zu meinen, dass damit alles vorbei sei, wie zwei Amerikaner zueinander bemerkten, aber dies war erst der Anfang, die „Aufwärmübung“. Alles was in den rund 90 minütigen Feuerwerk-Spektakeln geschieht arbeitet sich allmählich aber zielstrebig auf den letzten Höhepunkt zu. Wann immer man glaubte, dass dieser oder jener Effekt nicht mehr zu toppen wäre, so bewiesen die Künstler den Zuschauern glatt das Gegenteil. Es kommt ein Effekt der noch schöner ist, es folgt ein noch größeres Spektakel, bis dann der eigentliche Höhepunkt erreicht ist und das Feuerwerk abrupt endet.

Die Reaktionen der Japaner sind beim Feuerwerk ebenso interessant zu beobachten. Jeder besonders gelungene Effekt wird mit spontanen Ausrufen der Begeisterung und Applaus gefeiert. Ebenso wie es üblich ist, den Feuerwerkern abschließend gehörigen Beifall zu spenden.

Nach dem Feuerwerk streben alle wieder dem Bahnhof zu. Um der Menschenmassen überhaupt Herr zu werden und den Ansturm ein wenig zu bremsen, hat die Polizei etliche Straßen für den Verkehr gesperrt. Am Bahnhof sind die Eingänge von Polizei und Bahnbediensteten abgesperrt und die Menschen werden imm nur in solchen Gruppen eingelassen, die auch aktuell bewältig werden können, um schlimmeren vorzubeugen.