Die am häufigsten anzutreffenden Ausländer in Japan sind neben Brasilianern und Koreanern wohl die Amerikaner. Überhaupt scheint für die meisten Japaner jeder Ausländer mit weißer Hautfarbe automatisch ein Amerikaner zu sein, wie man nicht selten hören kann.

Die Amerikaner unterhalten in Japan eine Vielzahl größerer Militärbasen. Immer wieder kommt es in diesem Zusammenhang auch zu Unfällen, doch eine offizielle Entschuldigung gibt es hierfür seitens der US-Streitkräfte meist nicht. Die Erweiterung der bestehenden Stützpunkte und die damit unvermeidbaren Belästigungen der Anwohner sorgen für weiteren Unmut in der Bevölkerung. Auch das Auftreten einiger Amerikaner im Land ist wie ich selbst erleben musste alles andere als höflich zu bezeichnen. So musste ich bei der Gedenkfeier am Tag des Abwurfs der Atombombe auf Hiroshima miterleben, wie einige Amerikaner dabeistanden, Kaugummi kauten, sich unterhielten und sogar Witze rissen. Das bei einer Gedenkfeier für die unzähligen, über dreihunderttausend zählende Zahl der Opfer der amerikanischen Atombombe vom 5. August 1945! Ich schämte mich für dieses Verhalten sehr. Man muss zugeben, dass diese Beispiele nicht repräsentativ sind und ich wahrscheinlich auch nur auf die Negativ-Beispiele der Amerikaner getroffen bin. Ich kenne selbst viele liebenswerte Amerikaner und unter ihnen sind auch nicht wenige, die ich sehr schätze und achte.

Auch deutsche Touristen fallen mitunter negativ auf. Als ich einmal mit dem Shinkansen von Osaka nach Okayama fuhr, stieg in Himeji eine ganze Gruppe deutscher Touristen laut lärmend in den Wagen ein. Sie setzten sich einfach auf einige Plätze, ohne die strenge Sitzplatzverteilung zu beachten. Als dann einige Japaner ihren Sitzplatz beanspruchten, kam es zunächst zu einer regelrechten Verwirrung...

Das Problem dabei ist, dass diese Negativ-Beispiele von der Allgemeinheit als typisch angesehen werden, dass Negativ-Beispiele immer gut im Gedächtnis hängen bleiben, während die unauffälligen, „normalen“ Amerikaner und europäischen Ausländer eben weil sie nicht weiter auffallen auch nicht direkt wahrgenommen werden.

Ich habe schon mehrfach auch persönlich feststellen müssen, dass Amerikaner in Japan allgemein nicht allzu beliebt sind. Dies mag bei der älteren Generation auf Resentiments aufgrund des verlorenen Krieges und die Verwestlichung der japanischen Gesellschaft zurückzuführen sein, bei den jüngeren in erster Linie auf Aversionen gegen die englische Sprache allgemein. Woran es im Einzelnen liegt, weiß ich nicht genau.

Eine Situation ist mir jedoch besonders deutlich im Gedächtnis hängen geblieben: Als ich zusammen mit Freunden im Ise Jingu (einem der wichtigsten Shinto-Schreine in Japan) war, wurde ich von einem älteren Herrn in einem sehr barschem Englisch angesprochen, woher ich denn käme. Als ihm dann auf japanisch erklärte, dass ich aus Deutschland käme, hellte sich seine finstere Miene auf. Ähhnliches habe ich in Japan bereits des Öfteren erleben müssen. Deutsche scheinen in Japan allgemein beliebter zu sein, als dies für die Amerikaner gilt.