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Sie kennen das japanische Fernsehen noch nicht? Nun, meiner bescheidenen Meinung zufolge, haben Sie dann auch noch nichts verpasst.
Wenn Sie bisher meinten, dass im deutschen Fernsehen viel Werbung zu sehen sei, dann dürfen Sie mir glauben, dass dies noch nichts im Vergleich zum japanischen Fernsehen ist.
Das japanische Fernsehprogramm besteht zudem zu einem Großteil aus sehr anregender Unterhaltung: Rund 70 bis 80 Prozent des Programms sind Talkshows, denen ich zumindest nichts abgewinnen kann. Japanische Talkshows sind überwiegend schrill und bunt sowie laut. Prominente unterhalten sich dabei über alle möglichen und unmöglichen Belanglosigkeiten des täglichen Lebens, man veralbert sich gegenseitig, reißt und Witze und treibt seine Späße. Es geht dabei um solche interessanten Themen wie, welche Klobrille wohl die beste sei, wie man sich am besten auf das Klo setzt oder wer am schlechtesten lesen kann (Kanji sind nicht leicht)...
Ein weiteren großen Teil im japanischen Fernsehen nimmt Essen und Erholung ein. Es vergeht kein Tag, an dem nicht mindestens eine sehr lange Sendung sich ausschließlich um das Essen widmet (von den vielen kurzen Sendungen zwischendurch mal abgesehen). Dabei werden die verschiedensten Delikatessen der einzelnen Regionen Japans vorgestellt, Zimmer und Hotels gezeigt sowie verschiedene Onsen oder Resorts für die Erholung empfohlen. - Nun ja, die Japaner haben ja auch nicht wirklich etwas, um ihre Zeit totzuschlagen. Also widmen sie sich mit Hingabe der Erholung oder dem Essen. Wenn Japaner irgendwo hingefahren sind, lautet die Frage anders als in Europa nicht „Hast du das oder das gesehen?“ sondern „Hast du das oder das gegessen?“
Einen breiten Raum nehmen auch Sportübertragungen ein, wobei besonders Baseball so wie hierzulande tagtäglich Millionen von Zuschauern in den Bann zieht.
Filme zur besten Sendezeit, das heißt in Japan ab 9.00 Uhr abends. Nicht selten werden dabei auch ausländische Filme im Originalton mit japanischen Untertiteln ausgestrahlt. Über die Qualität der Übersetzung lässt sich streiten. Meine Erfahrung zeigt, dass überwiegend sehr frei und großzügig übersetzt und meist nur der ungefähre Sinn wiedergegeben wird.
Lobenswert im japanischen Fernsehen ist, dass alle wichtigen Aussagen (auch in Talkshows) durch Untertitel nochmals deutlich eingeprägt werden. Dies ist im Übrigen auch eine gute Methode, Japanisch zu lernen.
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